Hausärztliche Betreuung Die Hausarztmedizin unterscheidet sich aus zwei Gründen grundlegend von der Spezialistenmedizin : Akute Krankheiten und Befindensstörungen verschwinden zu 90% innerhalb von wenigen Tagen,
bevor aus den verschiedensten Gründen eine exakte Diagnose im Sinne der Spezialistenmedizin getroffen werden kann. Die Gründe dafür sind vielseitig: a.) Fehlt der erforderliche Zeitraum zu einer vollständigen Abklärung b.) Der zeitliche und finanzielle Aufwand für eine genaue Eingrenzung wäre unermesslich c.) Die Belästigung des Patienten durch
eine eingehende Diagnostik steht in keinerlei vernünftigem Zusammenhang mit den inzwischen abgeklungenen Beschwerden . Als Beispiel ein harmloser Atemwegsinfekt, gemeinhin auch Schnupfen genannt, dessen genaue virologische Diagnostik, von den Kosten ganz abgesehen, schon deswegen nicht möglich ist, weil das Blut eines Menschen sicher nie reichen würde, um die Antikörper auf alle in Frage kommenden Viren austesten zu können. Daher muss im hausärztlichen Bereich bei Akuterkrankungen ein sogenanntes "abwartendes Offenlassen" und "Vermeiden eines gefährlichen Verlaufes " im Vordergrund stehen ; schließlich ist die Spontanheilungsrate von akut aufgetretenen Beschwerden sehr hoch . Von einem Spezialisten hingegen erwartet man eine vollständige Abklärung unter Aufbringung aller zumutbaren Mittel, was bei konsequenter
Durchführung sicher belästigend, oft unzumutbar und oft auch nicht ungefährlich wäre. (eingreifende Untersuchungsmethoden mit manchmal erheblichen Risiken) Bei chronischen Krankheiten ist die Sachlage anders: hier wird der Hausarzt, wenn erforderlich ,gerne eine genaue diagnostische Meinung des Spezialisten hören. Die Behandlung, bzw. Koordinierung der Therapie gehört aber trotzdem meist in die Hände des Hausarztes,
weil häufig verschiedene Krankheiten auch verschiedene Spezialisten erfordern und die Koordinationsfunktion eine typisch hausärztliche Tätigkeit und Fähigkeit ist - der Facharzt ist per Definitionen und auch von seinem Selbstverständnis her auf sein eigenes Gebiet beschränkt und für die Koordination mit anderen Gebieten wenig geschult, da er von anderen Fachgebieten bedeutend weniger Wissen hat als ein Allgemeinarzt. Dies bedeutet,
dass im Idealfalle bei akuten Erkrankungen zuerst der Hausarzt aufgesucht werden soll, der bei verzögerter Ausheilung und Komplikationen ggf.einen Spezialisten hinzuziehen sollte. Die Behandlung von chronischen Krankheiten sollte immer in guter Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und Spezialisten erfolgen. Nur auf diesem Wege ist eine optimale medizinische Betreuung möglich, die einerseits sowohl im Bedarfsfall alle modernen
Möglichkeiten der Medizin zum Einsatz bringen kann und die zum anderen eine belästigende und oft auch gefährliche Überdiagnostik und Übertherapie vermeidet . Zur hausärztlichen Betreuung im Besonderen: hier geht es um eine ganzheitliche Betreuung des Menschen und zwar nicht nur in Bezug auf sämtliche aktuellen Fragen und Problemen , sondern auch im Hinblick auf die
Vergangenheit. Nur unter möglichst umfassender Kenntnis aller früheren Untersuchungen, Therapien, Unverträglichkeiten und Komplikationen kann eine optimale Betreuung stattfinden und viele überflüssige und letzlich auch gefährliche Irrwege in Diagnostik und Therapie vermieden werden. Voraussetzung : eine kontinuierliche hausärztliche Betreuung ohne ständigen Arztwechsel
oder gar Chipkartentourismus. d.h. keine Facharztbesuche ohne Überweisung durch Hausarzt! Dies bedeutet, dass die Betreuung in einer Hand liegt, bzw. vom Hausarzt koordiniert wird, dass alle Facharztbesuche vom Hausarzt durch Überweisung veranlasst werden, von Augenarzt und Frauenarzt vielleicht einmal abgesehen und dass die so entstandene umfangreiche Patientenkartei beim Hausarztwechsel auch komplett dem Nachfolger übergeben wird. Da die laufende Verwaltung der Patientenakte inklusive Koordination der Behandlungen durch den Hausarzt so wichtig ist, wird dies auch von den Krankenkassen besonders gefördert. Lassen Sie sich daher auch bei scheinbar banalen Anlässen vor dem Gang zum Spezialisten vom Hausarzt eine Überweisung ausstellen . Sie können sich vorstellen, dass selbst eine banale antibiotische Therapie ein Problem wird,
wenn der Patient kurz vorher ein anderes dem verschreibenden Arzt unbekanntes Antibiotikum erhalten hat und er womöglich genau das Gleiche unter anderem Namen verordnet, das dann nicht mehr wirkt oder gar eine schwere Allergie verursacht! |